Die Smartphone Objektbiografie, ein digitales Archiv von Times of Waste, ist in einer deutschen und englischen Sprachversion zu finden unter www.objektbiografie.times-of-waste.ch.
Das interdisziplinäre Team verfolgt Wege und Transportrouten von (Abfall-) Materialien und Objekten. Im Bereich des elektronischen Abfalls werden exemplarisch die Transformationsprozesse und Umwertungen eines Smartphones und seiner Komponenten untersucht. Es ist ein typisches Alltagsgerät, das viele Arten von Abfällen hinterlässt. Die grösste Abfallmenge entsteht jedoch lange vor seinem erstmaligen Gebrauch: Vor allem bei der “Gewinnung” von Rohstoffen wie Neodym, das unter prekären ökologischen, sozial-ökonomischen und gesundheitlichen Bedingungen abgebaut wird, fallen immense Abfallmengen an.
Das Projekt umfasst verschiedene Formen der Zusammenarbeit, sowohl im interdisziplinären Team, als auch mit den Projektpartner_innen und Protagonist_innen vor Ort. Das Interesse gilt den Modi und Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Wissenschaften und Künsten, qualitativen Methoden und transmedialen Techniken.
Mit künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungspraktiken und verschiedenen Medien geht das Team Abfallmaterialien und Arbeitsfeldern von Menschen nach. Diese erstrecken sich von lokalen Deponien, Reparaturwerkstätten oder Forschungslabors bis in globale Kontexte. Für die transnationale Forschung sind Brüche und Fragmentierungen charakteristisch.[1] Die „Verkettung“ der verschiedenen medialen Fragmente ermöglicht es, Routen und Transformationsprozesse der Objekte und Materialien in einen Gesamtzusammenhang zu stellen.[2] Die vorliegende Smartphone Objektbiografie kartografiert nun diese oft verschlungenen Routen und Recyclingbewegungen. Sie ermöglicht es, individuelle Wege durch die online zugänglichen Materialien zu wählen und somit eine eigene Verkettungsgeschichte zu entwerfen.[3] Dies entsprechend der Problematik, dass die Objektbiografie lediglich multipel, in Variationen erzählt werden kann.[4]
Dass Menschen bei ihrer Suche nach Rohstoffen nicht nur die Erdkruste abtragen, sondern auch mit neuen Reststoffen wieder aufschichten, davon zeugt das geologische und materielle Nachleben aus den Feldrecherchen, wie verschiedene Granulate, Schlacken oder Metalle. Was zur Frage führt: Wohin gehen die Überreste? Und welche Handlungsmöglichkeiten bestehen?
Mit
Präsentationsformaten wie Ausstellungen, Audiowalks, Projekt-Workshops oder
Panelgesprächen – und nun auch mit der Smartphone Objektbiografie – initiiert Times of Waste eine öffentliche
Diskussion und Auseinandersetzung zu diesen Fragen. Das Ziel ist, die
kulturellen Konnotationen von Abfall aufzubrechen und einen nachhaltigen Umgang
mit Rohstoffen anzuregen.
[1] Brüche entstehen einerseits durch neue Bedingungen und lokale wie transnationale Kontexte, andererseits durch Bereiche, die für die Forschung unzugänglich sind.
[2] Vgl. Arjun Appadurai (Hg.). The Social Life of Things. Commodities in Cultural Perspective. Cambridge 1986; oder Bernd-Stefan Grewe. Raum und Macht – Eine Stoffgeschichte des Goldes im frühen 20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte / Economic History Yearbook, Walter de Gruyter 2016, 57/1:59–90.
[3] Caviezel, Flavia. RhyCycling – Fluid Borderland. Processes of Knowledge Creation. Conference Paper. In: ISEA2014 Dubai. Location. Proceedings of the 20th International Symposium on Electronic Art, 2015: 76-82.
[4] Vgl. das Audioessay Objektbiografie Smartphone/Neodym.